Dolac – Primošten

Nach dem gewittrigen Abschied von Biograd geht es für mich nun mit dem Auto weiter. Der erste Stopp meines Roadtrips führt mich nur etwa 70 Kilometer weiter südlich. Die ersten Tage alleine möchte ich in Ruhe verbringen, abseits touristischer Ablenkungen, weg von vorgegebenen Rundwegen. Ich möchte mir einen eigenen Rhythmus zulegen und ein bisschen langsamer werden. Daher ist mein erstes Ziel die kleine Ortschaft Dolac direkt am Meer. Einige Kilometer weiter liegt Primošten – hier kann ich meine Einkäufe erledigen und auch ein bisschen unter Leute, falls mich die Einsamkeit packt.

           

Mein Apartment liegt gut versteckt auf einem Hügel, der steil direkt von der Küste ansteigt. Beinahe hätte ich es nicht gefunden – selbst Google Maps ist bei der seltsamen Abzweigung verwirrt und führt mich in das falsche Gässchen steil bergauf. So merke ich schnell, wie lange ich nicht mehr ein Auto bergauf gesteuert habe. Mehrmals heult der Motor laut auf – doch endlich habe ich begriffen wie ich voran komme. Allerdings kann ich gar nicht mehr weit fahren – ich bin in einer Sackgasse. Au weh. Also rückwärts hinunter. Langsam. Vorsichtig. Plötzlich winkt eine ältere Dame, sie spricht mich mit Anita an – es ist meine Vermieterin. Ich bin bei ihrer Ausfahrt vorbeigefahren, die Einfahrt liegt in der Nachbarstraße. Der Parkplatz und die beiden Straßen sind zu schmal, um Platz für Ein- und Ausfahrt zu bieten. Kein Wunder, dass das Navi verwirrt ist 🙂

Das Zimmer ist schön und sauber. Lubica, meine Vermieterin, betont, dass sie alles selber putzt und daher alles gut in in Schuss ist. Sie selbst nutzt das Haus nur als Sommerdomizil, eigentlich wohnt die Familie mit zwei erwachsenen Kindern und neun Enkeln in Šibenik. Ich werde herzlich willkommen geheißen, doch Lubica fragt dreimal nach, ob ich tatsächlich alleine unterwegs bin. Bei ihren Gästen ist dies wohl nicht so üblich – ich denke, an diese Reaktion werde ich mich noch gewöhnen müssen 🙂

Die Ortschaft ist winzig. Es gibt keine Geschäfte, keinen Ortskern. Nur Wohnungen, die im Sommer zu Ferienapartments umgewidmet werden, und zwei oder drei Restaurants. Wer etwas einkaufen möchte, muss nach Primošten, wer einen Optiker braucht sogar bis nach Šibenik. Doch ich genieße die Abgeschiedenheit. Wenn ich will, kann ich zur Küste spazieren und direkt am Steinstrand baden – das ist vielleicht nicht so komfortabel, wie an den öffentlichen Stränden, dafür bin ich hier beinahe allein.

    

Zweimal mache ich einen Ausflug nach Primošten. Ein schönes Dorf und toll herausgeputzt. Im historischen Altstadtkern sieht man die Reste der Stadtmauer, viele charmante Geschäfte laden zum Stöbern ein. Von den breiten Straßen zweigen kleine Gässchen ab. Eines davon führt mich hinauf zur Kirche, die auf einer Anhöhe über dem Dorf thront.

         

     

Zum Urlaub machen ist es hier perfekt – erschwingliche Preise, freundlicher Service, tolles Wetter und ein malerischer Ort. Dieses Juwel haben Touristen insbesondere aus der Slowakei, Deutschland und Tschechien für sich entdeckt. Ich höre viele vertraute Laute und muss schmunzeln über das unüberhörbare „tak jooo“, dass immer wieder vom Wind zu mir getragen wird. Nachdem ich mich vom Gewühl entlang der Strandpromenade eine Zeit lang tragen ließ, kehre ich um. Zurück zum Auto. Zurück zu meinem abgeschiedenen Apartment, um den Abend bei einem Glas Rotwein ausklingen zu lassen.

5 Kommentare

  1. Hi Anita !
    Sehr schöne Berichte und Bilder die du in deinem Blog verfasst.
    Wenn du weiter so ausführlich kommentierst wird das am Ende
    bestimmt ein 600 Seiten dickes Buch. 🙂
    Eine schöne und entspannte Weiterreise wünscht dir

    Papa

  2. „Mehrmals heult der Motor laut auf“…. haha ja das kenn ich leider 🙂
    Super Blog und schreiben liegt dir einfach

  3. Hi Schwesterherz!
    Oh es ist wirklich einfach toll deinen Blog zu verfolgen und die Photos sind spitzenmässig 🙂 „Möwe auf grünem Tisch“ ist jetzt mein neues Lieblingsmotiv!
    Ganz dickes Bussi

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