Im Sonnenuntergang genieße ich mein einfaches Abendessen mit einem Glas Rotwein. Meine Gedanken schweifen umher bis mich ein Gedanke nicht mehr loslässt:
Seit 4 Wochen arbeite ich nicht mehr.
Das letzte Mal, als ich mein Büro verlassen habe, war an einem Freitag. Müde von der Abschiedsfeier des Vorabends und traurig, da ich mich von viele meiner großartigen KollegInnen für immer verabschieden musste, schlich ich mich aus dem Gebäude. Die Wochen davor waren anstrengend – so wie alle Wochen davor meistens anstrengend waren. „Ich habe gerade ein bisschen viel zu tun“, war eine der Standardaussagen, die ich zu meinen Kollegen sagte, wenn ich gefragt wurde, warum ich schon wieder bis halb acht im Büro war.
Ich liebe es zu arbeiten. Ich steigere mich gerne in ein Projekt so richtig hinein. Mit Leidenschaft, mit Schweiß und manchmal auch mit Tränen. Meine Arbeit in einem IT Service Center habe ich daher mit viel Schwung und Motivation im November 2016 begonnen. Mit meinen Kollegen gemeinsam haben wir es geschafft eine neue Organisationsstruktur zu etablieren – vieles gelang, manches nicht. Die Umsetzung der Unternehmensziele hat mir Spaß gemacht, mit Freude habe ich zusätzliche Verantwortungsbereiche übernommen und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Durch private Veränderungen traf ich die Entscheidung das Unternehmen Ende Juni 2018 zu verlassen – nach einigen Jahren in diesem Betrieb spürte ich den Wunsch mich in eine andere Richtung weiter zu entwickeln.
Nun sitze ich in meinem einfachen Apartment in Kroatien und lasse die letzten Wochen revue passieren. Für mich war schnell klar, dass ich einen Blog gestalten werde. Den Blog will ich als persönliches „Multi-tool“ verwenden – ähnlich wie ein Schweizer-Messer soll er mir als Werkzeugkiste dienen, bei der ich je nach Bedarf die richtige „Klinge“ hervorziehen kann: Erstens gestattet er mir als Reiseblog mit „Zuhause“ Kontakt zu halten, damit meine Familie und Freunde meine Reise begleiten können. Zweitens kann ich hier neue Möglichkeiten für meinen beruflichen Weg ausprobieren. Ich werde versuchen meine Erfahrungen im IT Bereich zu dokumentieren, um sie anschließend hier zu veröffentlichen. Und drittens erlaube ich mir in diesem Blog einige Gedanken, die mich während meiner Reise begleiten, fest zu halten – so wie jetzt.
Nach nur wenigen Tagen stellt sich heraus, dass ich mit dem Blog wirklich viel zu tun habe. Abgesehen von den Startschwierigkeiten (mit der Einrichtung des Blogs und dem Dateiupload) tanzen mir so viele Ideen im Kopf herum, die ich alle gerne umsetzen möchte.
Das ist für mich vermutlich der größte Unterschied: ein kurzer Geistesblitz, eine knappe Idee – das reicht bereits aus. Schon klappe ich den Laptop auf und tippe wie verrückt. Kurze Zeit später kann ich einen neuen Beitrag veröffentlichen. Von der Idee über die Umsetzung bis zum Abschluss eines Posts, all das dauert nur wenige Stunden. Am Ende des Tages habe ich etwas erledigt, ich sehe rasche Resultate, mein Arbeitspensum steuere ich selbst und kann jeden Tag neu darüber entscheiden. Darin liegt der wesentliche Unterschied zu meiner bisherigen Arbeit, die großteils aus Verhandlungen bestand und oft in schwerfälligen Kompromisslösungen resultierte (wenn überhaupt eine Entscheidung getroffen wurden).
Natürlich gibt es in den wenigsten Unternehmen diese Art von Tätigkeit, und ich bin auch nicht sicher, ob es beruflich besonders spannend wäre, immer nur in kurzen Zyklen zu arbeiten, dennoch genieße ich momentan diese neue Erfahrung.
Ich freue mich besonders, dass die zahlreichen Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren nun endlich eine Möglichkeit bekommen, ein wenig Gestalt anzunehmen. Bisher habe ich bereits 7 (!) Projekte identifiziert an denen ich gerne arbeiten würde 🙂 Natürlich wird das nicht alles klappen – nicht jede Idee muss realisiert werden, nicht alles was mir interessant erscheint, ist auch für andere relevant. Doch sehe ich es als Privileg Zeit zu haben, um über meine nächsten Schritte nachzudenken.
Wie seht ihr das? Habt ihr euch auch schon eine Auszeit genommen? Und wie ist es euch dabei ergangen?
bussi anita
Liebe Anita, es ist so schön, an deinen Gedanken teilhaben zu können. Ich bewundere dich, dass du aus alten Schemen ausgestiegen bist und Neues versuchst. Gerade Querdenker sind der Esprit im wirtschaftlichen Denken, sodass du immer ein Platz im alltäglichen Leben finden wirst. Umso wichtiger ist es nun, festzustellen, wo du dich einbringen willst. Lass dir Zeit und genieße es. Freu mich mit dir mit.
Bussi Jutta