Politik

Meine Vermieterin ist eine nette ältere Lady. Sie wohnt im Bezirk Zonnebloem (Sonnenblume) – früher der Distrikt 6, eine Gegend voller Künstlern, Händlern und Underground-Jazz. Heute gibt es hier aber nur mehr Straßen-Hip-Hop und Graffiti. Während der Apartheid wurden Schwarze und Farbige aus dem Distrikt 6 vertrieben und ihre Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Beinahe alle Nicht-Weißen wurden in die Townships rund um Kapstadt umgesiedelt, um der „Oberschicht“ Platz zu machen. Meine Vermieterin ist eine von Ihnen.

Das Gebiet lag jahrelang brach, und nach dem offiziellen Ende der Apartheit dauerte es knapp 10 Jahre, bis die Regierung unter Nelson Mandela Wohnhäuser bauen lies und die Rückkehr der Bevölkerung ermöglichte. Bei uns lief zu der Zeit gerade „Shut up“ von den Black Eyed Peas im Radio.

Meine Vermieterin hat also ihr ganzes Leben lang gegen die Unterdrückung gekämpft. Nur verständlich, dass sie einige Ressentiments hat. Dennoch überrascht mich ihre Härte, als sie beim Frühstück anfängt zu plaudern:

Sie hat schon 9 Reisen gemacht in 4 verschiedene Länder – ganz klar: Südafrika ist das beste Land der Welt. Nach Europa möchte sie niemals reisen. Die weiße Südafrikaner verachtet sie. Die Amerikaner haben die Diamanten ihres Landes gestohlen. Hinter dem IS verbergen sich amerikanische Juden.
Na bumm.
Der Burgenländer neben mir stimmt zu und bekräftigt sie – Die Welt geht vor die Hunde. Doch er meint: Schuld an allem sind die Briten.

Imizamu Yethu Township

Bo Kamp Viertel (Kapmalaien Viertel)

Hafen-Rundfahrt