Die Zeit rennt mir davon, daher kann ich leider nur einen einzigen Stopp im Kosovo einlegen. Die Neugier zieht mich nach Pristina – die Hauptstadt, die nur allzulange die Nachrichten beherrscht hat. Da der Konflikt mit Serbien noch nicht gelöst ist, stößt man auf ein paar kleine Hürden bei der Ein- und Ausreise:
- In Serbien einreisen und dann durch den Kosovo ausreisen führt zu Schwierigkeiten, weil man offiziell nie aus Serbien ausgereist ist.
- Im Kosovo einreisen und in Serbien ausreisen führt zu Schwierigkeiten, weil man offiziell nie in Serbien eingereist ist.
- Also muss man im Kosovo ein + ausreisen, und kann erst dann in Serbien ein+ausreisen. Für die Route ist das nicht optimal, dafür sehe ich vom Auto aus sehr viel vom Land.
- An der kosovarischen Grenze gilt die europäische Autoversicherung nicht (grüne Versicherungskarte), daher muss man eine Zusatzversicherung für 15 Euro abschließen.
- Falls ihr auch Kosovo besuchen wollt, bitte aufpassen: Google Navigation funktioniert im und rund um den Kosovo nicht
Nach 6 Stunden Fahrzeit komme ich in Pristina an. Obwohl es keinen Grund dafür gibt bin ich ein bisschen nervös als ich in die „Altstadt“ hineinspaziere. Es ist interessant, dass ich mit Pristina viele negative Assoziationen abgespeichert habe – allzuoft hörte man tragische Nachrichten während der Unabhängigkeitskämpfe. Die ersten paar Minuten kämpfe ich also mit mir selbst, um mich nicht einfach umzudrehen und ins Hotel zurückzugehen. Ich dränge meine Vorurteile zurück und schaue mich genau um. Schnell wird mir klar: es gibt keinen Grund nervös zu sein.
Viele junge Leute tummeln sich um die Restaurants und Bars um das „Newborn“ Denkmal. Ich werde angesprochen – auf Deutsch. Viele Kosovaren flüchteten nach Österreich oder Deutschland und freuen sich, wenn sie ein paar Wörter plaudern können. Die Flaniermeile „Boulevard“ ist Samstag Abend rappelvoll und die Stimmung ist ausgelassen. Ich spaziere an ein paar Militärs und Polizisten vorbei – meinem aufmerksamen Blick begegnen sie mit einem dicken Grinsen. Alles hier wirkt fröhlich und entspannt.
Am Abend falle ich todmüde ins Bett. Die ganze Aufregung fordert ihren Tribut – am nächsten Morgen wache ich mit Fieber auf – daher mache ich keinen weiteren Ausflug in die Altstadt. (Geplant wäre ein Ausflug zur Kosovo Flagge und eventuell ein Museum – aber daraus wird leider nix).
Ich fahre weiter nach Serbien – aber zwecks oben beschriebener Grenzproblematik reise ich über Mazedonien (ich fahre direkt an Skopje vorbei – doch leider erlaubt mir der straffe Zeitplan keinen zusätzlichen Aufenthalt). Mein Stopp im serbischen Nis ist leider wegen akuter Mandelentzündung für den Hugo – ich liege nur im Bett. Aus Zeitmangel kann ich mich nicht auskurieren und dann die Stadt anschauen – das Auto muss zurück nach Österreich (Pickerl). Daher beende ich die Balkan-Tour und mache ich mich auf Richtung Österreich.
Bye bye, Balkan!
bussi anita